Michael Jo.


Premium (Pro), aus Purer Lust

Nachruf für Christa W.

- fiel mir soeben ein, beim Bearbeiten dieses RAW's
vom Stelengarten des Jüdischen Museums in Berlin ( *).
' Der geteilte Himmel' ( II.) hatte ich ursprünglich als Titel anvisiert;
einen anderen Titel hatte ich ebenfalls überlegt:
' Nachdenken über Christa W. ' - wäre sicher auch angemessen ?

Christa Wolf: ich habe nur zweieinhalb ihrer Romane gelesen
- darunter den, der mich Anfang November d.J's zu diesem Foto inspiriert hat,
- da lebte sie noch.
Literarisch eher dröge - aber emphatisch !
politisch vielleicht eine gespaltene Persönlichkeit (?)
- aber wer selbst nie in politischer Unfreiheit gelebt hat,
sollte mit dgln. Spekulation zurückhaltend sein !
Zweifellos war sie in der anderen (in ihrer) Republik eine ähnlich moralische Instanz
wie in der Adenauer-Kohl-Flick-Republik Heinrich Böll .

--- ----- ---

*): in der Lindenstr, in X-berg (nicht das bekannte Holocaust Mahnmal )

--- ----- ---

' Der geteilte Himmel '
' Der geteilte Himmel '
Michael Jo.

Kommentare 36

  • Herbert Becke 5. Februar 2018, 15:56

    Eine heraus - ragende Sichtweise: aus der Perspek - TIEFE der Gequälten, der am Boden Zerstörten, der Ermordeten und Vernichteten.
  • John von Hurk 30. April 2014, 13:36

    Symbolhaftes Foto. Regt zum Eigendenken an.
    Wie auch an den vielen Kommentaren zu sehen ist.
    John
  • Marina Luise 4. Mai 2013, 14:54

    Eine sehr emotionale Perspektive - von der Schwere ins Licht - berührend!
  • Diamonds and Rust 18. September 2012, 17:16

    Ich denke die unterschiedlichen Herangehensweisen sind deutlich geworden.

    Frieden ist immer gut

    lg carlos
  • Michael Jo. 18. September 2012, 12:09

    @ carlos:
    Danke, ' Friedenspfeife' .. ! (?)

    > Der Geteilte Himmel < lässt sich übrigens
    als Synonym selbstverständlich auch auf die
    verfolgten Juden (und - gemäss Naziparole -
    andere " Volksschädlinge ") betrachten:
    auf die von der Gesellschaft nach 1933 Ausgegrentzen
    beziehen, die sich in Deutschland (und in okkuppierten Nazi-Herrschaftsgebieten) verstecken mussten
    und als Menschen zweiter Klasse in die Gaskammern
    geschickt oder zur Emigration gezwungen wurden.

    Ein Himmel also, der je nach Gruppenzugehörigkeit
    eine Selbstverständlichkeit bedeutet(e)
    oder nur einen begrenzten Lichteinfall hinter'm Stacheldraht (verbunden mit der Sehnsucht nach Freiheit !).
    Insofern ist der Titel von Christa Wolfs Roman m. E.
    zeitlos übertragbar auf politische Systeme zwischen
    Freiheit und Unfreiheit, vielleicht auch für die Gegensätze Wohlstand im Reichtum und chancenloser Perspektive in Armut .. (? !)

    Übrigens: diese Stelen sind mit Erde gefüllt (wie Du weisst;
    ich erwähnte es weiter oben schon in einer AM.)
    - aus der frisches Grün spriesst, gewollt vom
    jüdischen Architekten Daniel Libeskind (und vermutlich
    nach intensiver Diskussion mit - und Ideen aus der jüdischen Gemeinde), ein symbolträchtiger Wunsch für die Zukunft also.
    Zukunft bedeutet auch: Denkverbote sollten passè
    sein.

    Lb. Gr., Michael
  • Diamonds and Rust 17. September 2012, 23:35

    @ Michael:
    Mir gefallen Deine Zeilen:
    " Der Blick zwischen den Stelen hier nach oben
    könnte auch so etwas wie den Davidsstern symbolisieren. Himmel jedenfalls, und ausschnittartig zu einer Art Komet geformt,
    das könnte durchaus auch die Sehnsucht der Leidenden in den Konzentrtationslagern symbolisieren, die Bitte an den Himmel um Erbarmen .."

    Eine, wie ich finde mögliche, ja passende Interpretation. Gegen das Bild ist nichts einzuwenden und auch ich sah im Mahnmal auch schon den Davidstern und wenn Du und ich ihn sahen dann ist dies eine passende Assoziation, die passend interpretiert werden könnte.
    Auch andere Assoziationen fallen uns ein, wenn wir durch das Museum, seinen Garten oder das große Mahnmal schreiten. Aber nicht alles Bilder im Kopf passen zur Bedeutung der Stelen.
    Die Verbindung zu Christas Wolfs Buch "Der geteilte Himmel" gehört zu diesen Assoziationen.
    Es passt einfach nicht oder genauer, es passt nur dann, wenn wir den Sinn der Stelen außer Acht lassen. Das aber sollte m.E. nicht sein.
    lg carlos
  • Michael Jo. 17. September 2012, 13:09

    @ carlos,hier meine AW (2. Versuch):

    gewiss gab es Hunderte jüdische Literaten
    und Künstler, deren Gedenken mit diesem
    Motiv genauso zu vebinden wären !
    Warum stattdessen Christa Wolf ?:
    weil ich hier aktuell an die gerade Verstobene
    erinnern wollte.
    Als ich die Aufnahme machte, lebte sie noch;
    aber ich hatte dabei schon den Bildtitel ' der geteilte Himmel ' im Hinterkopf.
    Der Blick zwischen den Stelen hier nach oben
    könnte auch so etwas wie den Davidsstern symbolisieren.
    Himmel jedenfalls, und ausschnittartig zu einer Art
    Komet geformt,
    das könnte durchaus auch die Sehnsucht der Leidenden in den Konzentrtationslagern symbolisieren,
    die Bitte an den Himmel um Erbarmen ..

    Mauern und Stacheldraht gab es auch um die KZ's herum,
    das Warschauer Ghetto nicht zu vergessen ..
    - und damit auch die Hoffnung nach Befreiung.
    Ich wollte das eine nicht mit dem anderen gleichsetzen
    (und über die deutsche u. die jüdische Geschichte bin ich - Jahrgang 44 - sehr gut informiert !!)
    Der Stelengarten hier soll zwar an die Shoa erinnern;
    er ist aber Teil des Museums - und nicht explizit als
    Gedenkstätte gedacht (Erinnerung - würde ich sagen).
    Übrigens:
    Das Stelenfeld im Tiergarten wurde von einer Nichtjüdin
    (der Journalistin Lea Rosh) massgeblich initiiert.
    Die jüdischen Institutionen waren nicht unbedingt begeistert von dieser Idee einer Holocaust-Gedenkstätte als Wallfahtrsort für Turisten;
    und nach Fertigstellung des Stelenfeldes im Tiergarten
    wurde aus jüdischen Kreisen sogar die Auffassung
    vertreten, das dortige Mahnmal möge auch von Leben
    erfüllt werden, geduldet sogar für Familienpicknicks dortselbst und die ' sportliche ' Annahme der Stelen von Jugendlichen dort wurde ausdrücklich von jüdischer Seite nicht kritisiert.
    Was aber ist nun missbräuchlich, wenn ich eine
    Autorin wie Chr. W. mit meinem Kamerablick nun
    einreihe in die tragische Geschichte Deutschlands,
    eine Autorin, die gewissermassen eine gespaltene
    Persönlichkeit war (zwischen der politischen Realität
    des Regimes und dem Freiheitsgedanken ..) ?
    das Bildmotiv habe ich hier in den Vordergrund gestellt,
    aus aktuellem Anlass!
    ist es ' politisch unkorrekt' , die Sichtweise mit dem
    Motiv zu koppeln, ohne dabei die Bedeutung des Ortes (neufotodeutsch: ' die Location ' - ich mag dieses aufgeblasenen Fachsprech nicht ..) zu ignorieren - was ich hiermit keinesfalls getan habe.

    Missbrauch würde ich sehen (und habe ich auch schon anderswo angeprangert), wenn beispielsweise auf
    alten Friedhöfen munter Aktmodelle auf den Gräbern
    posieren.
    Unmöglich fand ich die Freigabe des Bebelplatzes in Berlin-Mitte, dem Mahnmal der Bücherverbrennung, als Standort für die Kommerz-Messe Fashion-Week .

    Mit Verlaub: wir Deutschen sind nunmal - und insbesondere seit den nach-68er-Jahren - sehr verkrampft, was diese ' political correctnes ' betrifft
    (verständlich zwar aufgrund unserer unrühmlichen
    Nazivergangenheit insbesondere gegenüber dem Judentum..).
    Das musste sogar eine Lea Rosh begreifen, als
    sie sich teils peinlich in der Diskussion um den Bau des Mahnmals im Tiergarten engagierte.

    Missbrauch vs. Scheuklappen ?
    Tellerrand .. vs. zementierter Deutungshoheit ?

    Die meisten jüdischen Schriftsteller und Philosophen,
    vor allem die emigrierten oder ermordeten von ihnen,
    sind oder waren gewissermassen Freigeister,
    weshalb sie als erste in den Fokus der Richter & Henker der Nazischergen gerieten.
    Ob sie sich die kreative Sichtweise
    in einem anderen Kontext (...) verbitten würden ???

    L.G. Michael

    temporäre Gleichberechtigung
    temporäre Gleichberechtigung
    Michael Jo.

    Aufnahme im Jüd. Museum, Lindenstr,, Bln.

    " Mutter und Tochter "
    " Mutter und Tochter "
    Michael Jo.


    ' Der geteilte Himmel '
    ' Der geteilte Himmel '
    Michael Jo.
  • Diamonds and Rust 16. September 2012, 19:37

    Das Stelenfeld im Jüdischen Museum soll an die Opfer der Shoa (Holocaust) erinnern.
    Es ist beklemmend und beeindruckend.
    Christa Wolf war eine bedeutende und beeindruckende deutsche Schriftstellerin.
    Es gibt Millionen jüdische Opfer darunter viele bedeutende Schriftsteller. An alle könnte mit diesem Bild erinnert werden. Warum aber an Christa Wolf, die weder mit Ihrem Leben noch mit ihrem Werk irgend etwas mit der Shoa zu tun hatte?
    Ich verstehe es nicht. Der Umstand das Christa Wolf den Roman "Der geteilte Himmel" geschrieben hat, ein Werk, das sich auf den Mauerbau in Berlin bezieht kann und darf es nicht sein. Ein Foto eines solchen Mahnmals sollte nicht für einen völlig anderen Kontext genutzt werden. Das ist, mit Verlaub Missbrauch!

    lg carlos
  • Sichtweise CR 8. Januar 2012, 20:19

    Ein Bild sagt oft mehr wie tausend Worte . . . . doch in dem Fall löst dein Nachruf soviel in mir aus, das ich sprachlos und ergriffen bin. Großes, großes Kompliment!

    LG Caro
  • Michael Jo. 14. Dezember 2011, 18:58

    @ Klaus-Günter: D A N K E !
    ja, hoffen wir's !!!

    @ Hans-Joachim:
    ja, und er hat dazu deutiche Worte gerichtet
    an Chr. Wolfs Kritiker und bezüglich der Verunglimpfungen gewisser Feulletonisten ...
    (und/ oder Neider .. oder was auch immer ..) !
  • Klaus-Günter Albrecht 14. Dezember 2011, 9:21

    @Michael. Nicht krank machen lassen. Weder durch Arbeitslosigkeit, noch durch die Wohnungssuche. ! Leider gibt es die alte BRD nicht mehr, auch wenn es auch nur eine Verdrängungsgemeinschaft war - Du erwähntest ja schon Globke & Co - aber der soziale Einschlag ist hin, wie auch die gescheiterte DDR, und wir kehren ein Stück zurück zur Weimarer Demokratie, die keiner wollte. Hoffentlich ist die deutsche Gesellschaft nach all den Jahren der Nachkriegsgeschichte so gefestigt, daß sie nicht erneut an Ihrer Freiheit scheitert. Das war eine Frage, die sich uns 68er auch schon stellte und die nicht beantwortet ist. Und man kann nur wünschen, daß das Bauwerk, in dessen Garten Dein abgebildeter Steelenwald zu finden ist, ein wenig zur Bewußtseinsbildung beiträgt.
    Liebe Grüße Klaus
  • Hans-Joachim Maquet 14. Dezember 2011, 8:38

    Auch Günter Grass hat sich dazu sehr
    deutlich gemeldet......
    LG Hans-Joachim
  • E. W. R. 11. Dezember 2011, 10:54

    Nun ja, lieber Michael, die fc-Diskussionen sind, wie sie sind. ;-)

    Stadt der Engel oder: Nachdenken über Christa W.
    Stadt der Engel oder: Nachdenken über Christa W.
    E. W. R.


    Und vermutlich weiß so mancher nicht einmal mehr, wer Herr Flick war. ;-) Mit dem Zwangssystem der DDR hatte die Adenauer-Republik nun aber wirklich nichts zu tun, und die Leute der RAF sind einfach verrückte Mörder, keine politischen Kombattanten. Eckhard

  • Christian Gaier 11. Dezember 2011, 2:52

    Lieber Michael,
    auf den Begriff "Kohl'sche Fick-Republik" wäre ich sofort angesprungen ;) Aber lass doch den Dicken weg. Christa Wolf steht für mich weit über ihm.
    LG Christian
  • Biggi Oehler 10. Dezember 2011, 20:10

    Kann auch nur sagen, alle Achtung, sehr einfühlsam Dein Bild.
    LG.
    Biggi

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