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Premium (Pro), Niederkassel

Noch'n Griff in die Grottenkiste

Am 15. Januar 1975 war einer der wenigen Einsätze der BR 44 vor dem Militärschnellzug Dm 38043 (Brüssel–Aachen–Troisdorf–Siegen). Der Zug überfuhr pünktlich um 17.15 Uhr die Siegbrücke in Buisdorf, was im Januar eigentlich kein fotografisch mehr verwertbares Licht bedeutete! Blende 2.8, 1/60 Sek. und leicht mitgezogen... Mit einem guten Scanner war auf dem Negativ tatsächlich etwas zu finden woraus ein Bild zu machen war. Wegen der Seltenheit (44 vor Schnellzug) habe ich die zwischen Kratzern und Fuseln zu findendenden Bildahnungen herausgearbeitet.

Die Nummer der Betzdorfer 044 592 ist sogar zu entziffern, doch habe ich die Lok sofort auch an dem hängendem rechten Ohr erkannt.

Ein Nachmittag an der Siegstrecke 1975, op. 1
Ein Nachmittag an der Siegstrecke 1975, op. 1
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Ursprünglich war der Militärschnellzug eine Gremberger Leistung! Das Bw Gremberg hatte 1968 die letzten 03er von Mönchengladbach zum "Aufbrauchen" bekommen: 03 077, 111, 220, 260, 268 und 276. Mit den Lokomotiven wusste man im Güterzuglokbahnbetriebswerk Gremberg nichts anzufangen und sie wurden fast ausschließlich vor dem Militärschnellzug und im Bauzugdienst eingesetzt. Ende Dezember 1970 wurden die letzten 03er in Gremberg abgestellt und der Dm war kurzzeitig eine Leistung der BR 215 des Bw Köln-Nippes. 03 268 und 03 276 kamen bekanntermaßen 1971 nochmals in Ulm an's Laufen.

Im August 1970 hatte das Bw Gremberg die letzte kohlegefeuerte Lokomotive der BR 41, 41 293 von Eifeltor erhalten, die mit dem schönen Niettender 2' 2' T32,5 (1934) gekuppelt war, und der Militärschnellzug wurde mit ihr Anfang 1971 wieder dampfgeführt! Dieser Einsatz endete am 4. Februar 1971, da die Lok zum Bw Karlsruhe abgegeben wurde (z 21.06.71, † 15.12.71). In Mannheim wurde sie noch als Heizlok eingesetzt und 1973 vom Tender getrennt und verschrottet. Ihr Niettender hängt heute an der 01 008!

Danach ging die Leistung auf die Gremberger Wannentenderlok 052 428 über, die zur ständigen Planlok wurde.
Die Grenze erreicht,
Die Grenze erreicht,
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Für die Bevorzugung der Wannentenderlok habe ich vom Personal mehrere Gründe gehört: die Lok lief bei hohen Geschwindigkeiten ruhiger, sie hatte mehr Wasservorrat, sie konnte rückwärts schneller gefahren werden – die Rückfahrt erfolgte meist ohne Drehen als Lz.

Ende 1973 bekam das Bw Betzdorf die Beförderung des "Belgiers" zugeteilt, und man experimentierte zuerst etwas herum, wohl, weil man sich über die Reichweite der Vorräte nicht sicher war: Zuerst wurde Lz von Betzdorf nach Gremberg gefahren, dort gedreht und die Vorräte ergänzt, um dann in Troisdorf den Dm 80045 zu übernehmen.

Es stellte sich aber heraus, dass das Wasser problemlos für die Leistung ohne Restauration in Gremberg ausreichte und somit letztlich Lz rückwärts von Betzdorf nach Troisdorf gefahren wurde, um dort den Zug zu übernehmen. In die Betzdorfer Zeit fielen auch einige probeweise Einsätze der BR 44 vor dem Schnellzug, die aber nicht befriedigten, da das Dreizylindertriebwerk bei dem "geringen" Zuggewicht und der hohen Geschwindigkeit unbefriedigend und unwirtschaftlich arbeitete.

Ein Urteil darüber, ob jetzt die BR 03, 41, 44 oder die 50er am besten für den Zug geeignet war, habe ich nie gehört. Da der Zug die 86,5 km planmäßig ohne Zwischenhalt fuhr, hatte auch die BR 03 keine Probleme mit Anfahren und Beschleunigen und konnte auf den 100-km/h-Abschnitten der Siegstrecke "losrennen" und die 550 Tonnen mit Schwung in die Steigungen fahren!

Kommentare 10

  • Haidhauser 27. November 2013, 17:25

    Tolle Rarität!!!
    LG Bernhard
  • Roni Kappel 25. November 2013, 11:10

    Hallo!

    Starke Doku! :-)

    lg,
    Roni
  • Maschinensetzer 24. November 2013, 23:27

    Vielen Dank für Eure Anerkennung meiner Arbeit – die Aufarbeitung des Fotos hat tatsächlich über zwei Stunden in Anspruch genommen!

    Ansporn war auch die Tatsache, dass von der Bespannung mit der BR 03 einige gute Fotos im Netz existieren (da durfte ich noch nicht so weit mit dem Fahrrad 'raus), und selbst der kurze Einsatz der 41 293 ist einige Male dokumentiert. Nur von den Einsätzen der BR 44 vor dem Militärschnellzug habe ich bisher noch nichts brauchbares gesehen...

    Viele Grüße
    Thomas
  • Thomas Jüngling 24. November 2013, 17:57

    Es wurde schon alles geschrieben - wirklich gute Arbeit. Dir 44er am Schnellzug ist natürlich wirklich der Hit.

    Gruß Thomas
  • Michael PK 24. November 2013, 17:18

    Stark,dass Du Dir die Arbeit gemacht hast.Wäre doch viel zu schade für die Mottenkiste gewesen.Hoffe weitere Schätze folgen
  • BR 45 24. November 2013, 11:36

    Für das Licht eine Topaufnahme und einen Jumbo vor einem Schnellzug ist nicht alltäglich.
    Deine Beschreibung rundet das Bild perfekt ab - absolut TOP!!
    Grüsse Andy
  • -Jörn Hoffmann- 24. November 2013, 9:06

    . . . einfach immer wieder herrlich anzusehen . . .
  • makna 24. November 2013, 0:29


    Absolut beeindruckend, was aus einem damals genial leicht mitgezogenem Motiv und der heutigen Scan- und Bearbeitungstechnik zu machen ist !!! Wobei: "mitgezogen" ? Auch dieser bemerkenswerte Telegrafenmast kommt doch einwandfrei heraus !!! Und die Loknummer ist besser zu sehen als auf manch' Digibild, das im AF-Modus aufgenommen wurde !!!

    Dazu noch die Bespannungs-Geschichte des Dm 38043 ... eine spannende Geschichte !

    Ein Bild mit der letzten kohlegefeuerten Neukessel-41 wäre natürlich nun noch die Krönung ... ;-)

    Doch ist allein schon dieses Jumbo-Dokument ein absolut guter Griff - ohne Muff von der Mottenkiste, sondern noch optimiert ! - gewesen: Phantastisch !!!

    BG Manfred
  • anli 24. November 2013, 0:00

    Klasse Zeitdokument. Der Aufwand hat sich gelohnt!
  • Klaus Kieslich 23. November 2013, 23:33

    Das klasse Foto hast Du erstklassig restauriert
    Gruß Klaus

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Ordner Siegstrecke
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Exif

Kamera Zeiss Ikon Cotaflex
Objektiv Zeiss Tessar 1:2,8
Blende 2.8
Belichtungszeit 1/60
Brennweite 45 mm
ISO 125

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