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Robert Bauer


Premium (World), Bad Homburg (davor 45 Jahre Stuttgart)

HIROSHIMA 75

Hinweis: Alle historischen Quellfotos in amerikanischen Archiven öffentlich zugänglich bzw. unter https://hiroshimaforpeace.com/en/

Eigene Aufnahmen stammen aus dem Einstein-Museum in Bern.

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Wenn Albert Einstein noch lebte, hätte er der Welt auch etwas mitzuteilen. Und es wäre ganz gewiss etwas anderes, als das, was er in seinem historischen Brief an Franklin D. Roosevelt vom 2. August 1939 - einen Monat vor dem deutschen Überfall auf Polen - zum Ausdruck brachte. Damals war er in großer Sorge, dass die Nationalsozialisten in Deutschland auf dem Weg zum Bau einer Atombombe bereits große Fortschritte gemacht haben könnten, sodass er dem amerikanischen Präsidenten empfahl, unverzüglich staatliche Maßnahmen zu ergreifen, um die amerikanischen Physiker, die ebenfalls an der Kernspaltung arbeiteten, bestmöglich zu unterstützen. Der reine Wortlaut des Schreibens lässt zwar Interpretationsspielräume offen, was Einstein letztlich mit seiner Intervention politisch bezweckt haben mag. Tiefschürfende geostrategische Gedanken (Amerika war damals noch nicht im Krieg) dürften es jedoch kaum gewesen sein. Heute wissen wir, dass Einstein die von ihm ausgelöste Entwicklung der amerikanischen Bombe und ihren späteren Einsatz über den japanischen Großstädten Hiroshima und Nagasaki mit ihren fatalen Folgen zutiefst bedauerte. Das belegen auch die anderen drei Briefe, die Einstein im Nachgang an den Präsidenten schrieb, jedoch unbeachtet blieben. Als überzeugter Pazifist konnte Einstein das atomare Fiasko nicht gutheißen, mag es letztlich den Zweiten Weltkrieg ad hoc beendet und vielen im Pazifikkrieg involvierten amerikanischen Soldaten Tod und Elend erspart haben.

Gott sei Dank hat sich Hiroshima bis heute nicht wiederholt, obschon es im kalten Krieg viele Anlässe gegeben hat (Koreakrieg, Kubakrise, Bau der Berliner Mauer, NATO-Doppelbeschluss in den Achtziger Jahren etc.) die Welt in den atomaren Abgründ zu stürzen. Statt dessen hat die Äquivalenzgleichung und die Allgemeine Realativitätstheorie ihren Siegeszug durch die Wissenschaft angetreten (zuletzt der empirische Nachweis von Gravitationswellen, die Einstein bereits vorhersagte) und unseren Alltag mit technischen Errungenschaften bereichert (z.B. GPS), auf die die wir heute nicht verzichten wollen.

Kommentare 2

  • Rolf Pessel 31. Juli 2020, 14:15

    war vor Ort und habe mir Hiroshima angesehen.
    Und kann nur hoffen, dass es nicht wieder passiert überhaupt jeder Krieg zu einem Ende kommt.
    LG Rolf
    • Robert Bauer 1. August 2020, 20:48

      Die Abschreckung hat 75 Jahre nur deshalb funktioniert, weil auf allen Seiten Strategen am Knopf saßen, die sich von der Ratio haben leiten lassen: Wer als Erster zuschlägt, stirbt als Zweiter. Wenn zunehmend irrationale Despoten mit nationalistischem Hintergrund die Welt regieren, die Lust am eigenen Untergang verspüren, um als Held in den Himmel zu kommen, kann diese Rechnung nicht mehr aufgehen. Irgendwo und irgendwann wird es wahrscheinlich ein Hiroshima 2.0 geben, auf das dann von der Gegenseite entsprechend geantwortet wird. Wenn's so kommt, brauchen wir uns um den Klimawandel keine Gedanken mehr zu machen. :(