Zurück zur Liste
Kleiner Schlehenzipfelfalter

Kleiner Schlehenzipfelfalter

2.747 10

Detmar K.


kostenloses Benutzerkonto, T ü bingen

Kleiner Schlehenzipfelfalter

Auch im Winter gibt es einiges an Schmetterlingen zu sehen, wenn auch nicht unbedingt in der Form, wie wir es am liebsten mögen ;-)

Dieses Ei des Kleinen Schlehenzipfelfalters (im Bildausschnitt links neben einer Knospe) fand ich vorgestern in einem Muschelkalktal in Baden-Württemberg. Am südexponierten Steilhang dieses Tals herrschen im Sommer extrem heiße Temperaturen. Überall finden sich dort kleine Schlehen, so auch an der abgebildeten Weinbergsmauer. Diese Kombination von trockenwarme Habitate und Krüppelschlehen ist genau der Lebensraum, der diese kleine Zipfelfalterart in Mitteleuropa zum Leben benötigt. Da dieser Winzling im Sommer nicht unbedingt auffällt, läßt sich die Art effektiv im Winter anhand der Suche nach überwinternden Eiern nachweisen. Diese sind im vergangenen Hochsommer an Astgabeln oder an den Knospenansätze kleiner Schlehen gelegt worden, im kommenden Frühjahr schüpfen dann die Räupchen aus der Eischale. Gerade an Schlehen, die an extrem heißen Stellen wachsen (über Rohboden, an Steinmauern oder über Steinriegel) hat man bei der Eisuche die höchsten Erfolgsaussichten.

Die Art kommt bei uns wärmebedingt nur in wenigen trockenwarmen Gebieten in Süddeutschland vor. Gefährdet ist die Art einerseits durch zunehmende Verbuschung, andererseits durch rabiate Pflegemaßnahmen in nicht wenigen Naturschutzgebieten (z.B. Spitzberg bei Tübingen), wo sämtliche Krüppelschlehen vernichtet werden. Auch bei einer anderen sehr gefährdeten Art hat dies schon zu Bestandseinbußen geführt (nämlich beim Segelfalter), eigentlich müßten die Naturschutzbehörden aus ihren wohldokumentierten Fehlern (siehe z.B. das Grundlagenwerk: Die Schmetterlinge Baden-Württembergs) mittlerweile etwas gelernt haben..

[das Bild ist mit der KOmbi D7D + Minolta 100mm / 2.8 Makro (D) + Soligor Zwischenringe + Stativ aufgenommen worden, leider hatte ich den Fernauslöser zu Hause vergessen, so dass die Makroaufnahme minimal verwackelt ist :-( ]

Kommentare 10

  • Karl-Heinz Willenborg 6. Februar 2006, 23:37

    Was ein Makroschlitten ist, weiß ich nicht einmal. Ich lebe ja auch noch im Vor-DSLR-Zeitalter, noch!
    SG K-H
  • Detmar K. 6. Februar 2006, 8:14

    Hallo Karl-Heinz,

    klar habe ich mit Spiegelvorauslösung 2 sec gearbeitet, aber bei dieser extremen Kombi (Makro + Zwischenringe) wackelt das Ganze durch das Drücken des Auslösers, da reichen die 2 sec nicht mehr aus um die Kamera wieder vollkommen erschütterungsfrei zu bekommen. Bei 10 sec habe ich das Problem des Spiegelschlags, bei diesem Vergrößerungsfktor ebenfalls fatal. Schön wäre es, an der Kamera den Selbsauslöser auf 10 sec UND Spiegelvorauslösung.stellen zu können. So bleibt tatsächlich nur Fernauslöser und Selbstauslöser 2 sec mit Spiegelvorauslösung...
    Überhaupt brauche ich mal einen Makroeinstellschlitten, so mußte ich dauernd das Stativ minimalst verschieben, im struppigen Gelände ziemlich nervtötend. Hast Du Erfahrung mit dem von Manfrotto oder einer anderen Marke?

    Gruss, Detmar
  • Karl-Heinz Willenborg 5. Februar 2006, 23:34

    Hallo Detmar,
    Danke für die vielen interessanten Informationen.
    Zum Foto: Warum arbeitest Du, wenn Du den Fernauslöser vergessen hast, nicht mit Selbstauslöser 2 sec oder 10 sec, denn ein Stativ hattest Du ja dabei, sagst Du?
    SG K-H
  • Charly 5. Februar 2006, 22:15

    Genial. Bin total begeistert.
    LG charly
  • Detmar K. 5. Februar 2006, 21:35

    @ Toni:

    An Schlehen lassen sich Eier dreier Lyceanidenarten finden:

    Das Ei vom Nierenzipfelfalter (Thecla betulae) ist immer kalkweiß, es wird sowohl an einzelnen Krüppelschlehen an sehr warmen Standorten als auch in höherwüchsige Schlehenhecken abgelegt (acaciae Eier wirst Du in solch einer Hecke nie finden, da es mikroklimatisch zu kühl ist).

    Das Ei vom Pflaumenzipfelfalter (Satyrium pruni) ist farblich schmuddelig braun. Dadurch dass es eine sehr große Mikrophyle (also das Löchlein oben in der Mitte, durch die bei der Befruchtung das Spermium tritt) hat, wirkt es insgesamt wie ein alter Autoreifen. Es wird an niedrige, unbesonnte Äste tief in Schlehenhecken abgelegt, dort wo es im Sommer schön feucht und kühl ist. Die Eier sind sehr schwer zu finden da sie oft von Algen überzogen sind und somit praktisch unsichtbar sind.

    Die Eier vom Kleinen Schlehenzipfelfalter haben wie die von S. pruni eine sehr feine Wabenstruktur und sind auch farblich sehr ähnlich. Im Gegensatz zum Ei von S. pruni ist die Mikrophyle aber nur winzig klein (dadurch sehen sie auch nicht wie "Autoreifen" aus). Außerdem bleiben oft noch Haare vom Hinterleib des Weibchens am Ei kleben (diese fallen allerdings im Lauf des Winters dann ab). S. acaciae würde auch niemals ihre Eier tief in einer schattigen, feuchten Schlehenhecke ablegen.

    Gute Bilder der Eier findest Du in dem sehr empfehlenswerten Tagfalterführer von Settele /Steiner/ Reinhardt/ Feldmann (Schmetterlinge. Die Tagfalter Deutschlands). Noch bessere (weil größer abgebildet) Fotos findet man z.B. in "Tagfalter und ihre Lebensräume", leider ein sehr teures (und vergriffenes) Buch. Am besten ist es jedoch, sich die Eier und das Suchschema vor Ort von einem Fachmann zeigen zu lassen. Ich habe das Glück dass solch ein geduldiger Spezialist bei mir in der Nähe wohnt, durch mitlaufen und zuschauen habe ich recht viel gelernt.

    Schönen Gruss,
    Detmar
  • Wolfgang Leierer 5. Februar 2006, 21:22

    Bild in Bild eine exzellente Idee mit Informationen aus erster Hand. Auch wenn hier mal das Makro nicht optimal ist, die Info zählt um so mehr.
    Gruß Wolfgang
  • Klaus Kieslich 5. Februar 2006, 21:03

    Eine tolle Dokuaufnahme...mal sehen,wann Du die Falter nachliefern kannst ! :-)
    Gruß Klaus
  • Toni Kanitz 5. Februar 2006, 20:57

    Außer einem Eichenzipfelfalter habe ich leider nichts in der Richtung zu bieten.
    Nach welchem Buch konntest du denn die Eier bestimmen?
  • Detmar K. 5. Februar 2006, 20:31

    Hallo Toni, da wirst Du Dich noch bis zum Sommer gedulden müssen, leider habe ich weder von Raupe noch vom Falter Fotos (und die Puppe ist auch nicht zu vergessen). Vielleicht mag ja jemand hier das ein oder andere Bild beisteuern!

    Gruss, Detmar
  • Toni Kanitz 5. Februar 2006, 20:11

    Hallo Detmar,
    danke für die Infos.
    Wenn du uns jetzt noch die Raupe und den Zipfelfalter präsentierst wäre das eine Rund Sache ;)

    LG
    Toni
    http://www.makro-forum.de