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André Thissen


Premium (Pro), Moers

Schacht 2

Am 31.12.2012 sollen sich die Förderräder von Schacht 2 des Bergwerk West, nach über 100 jähriger Kohlenförderung das letztemal zur Seilfahrt drehen.
Aber nicht weil dem Bergwerk die Kohlenvorräte ausgegangen sind, sondern viel mehr weil einige Politiker in Deutschland der Meinung sind, wir können es uns auf dauer leisten Kohle aus dem Ausland einzuführen.
Kohle deren Preis sich allein in diesem Jahr von 70€ auf 200 € die Tonne annährend verdreifacht hat.
Es geht dabei um Fettkohle, im Volksmund auch Kokskohle genannt.
Japanische und Koreanische Stahlwerke mussten diese bittere Pille der Preiserhöhung schon schlucken, da ihre Langfristverträge ausgelaufen waren.
Die deutschen Stahlwerke profitieren zum Teil noch von solchen Langfristverträgen mit der RAG, die die RAG dazu verpflichten, den Unternehmen die Kohle zum Weltmarktpreis von 1998, also zu ca. 40€ zur Verfügung zu stellen.
Den Rest zu den tatsächlichen Förderkosten von im Schnitt 150-160€ erhält die RAG aus Subventionen.
Spätestens 2018 wird den Stahlwerken die deutsche Kokskohle aber nicht mehr zur Verfügung stehen und sie werden gezwungen sein, ihren Bedarf zu 100% aus dem Ausland zudecken.
Ob es die Tonne dann immer noch für 200€ gibt, wird jeder mit ein bisschen gesundem Menschenverstand stark bezweifeln.
Und bei der s.g. Kraftwerkskohle sieht die Vertragslage und Entwicklung ähnlich aus.
Das Bergwerk West fördert mit einer Jahresförderung von ca. 3,2-3,5 Mio t Kohle beide Sorten, jeweils zu knapp der Hälfte..... noch!!!
Ich glaube es ist an der Zeit einige Entscheidungen nochmal zu überdenken und das nicht erst 2012.
Bevor sich in Deutschland nur noch ein kleiner Teil der Bevölkerung Energie jeglicher Art, ohne grosse finanzielle Probleme, leisten kann.

Bergwerk West V
Bergwerk West V
André Thissen

Kommentare 6

  • Jens Haun 15. Juni 2008, 17:39

    Also erst mal zum Foto: Imposante Nachtaufnahme mit sich drehenden Seilscheiben. Von wo aus hast Du das Bild machen können? Mir gefällt auch, dass die Nähe zu den Wohnungen deutlich wird. Das sieht man oft nur vom Boden aus mit dem Haus im Vordergrund.

    Bei dem Chat geht es wohl mehr um die Kohlepolitik. Ich kann da einiges an Entscheidungen auch nicht wirklich nachvollziehen. Erschreckend ist, dass offenbar ein mehrheitshägiges Meinungsbild so lange dauert, bis sich die Rahmenbedingungen schon wieder geändert haben und man dann nicht mehr zurück kann oder will. Ich möchte ergänzend nur an den Verkauf und die Verlagerung des Stahlwerkes in Dortmund nach China erinnern.
    Schönen Sonntag noch.
    Jens
  • Martin -W- 15. Juni 2008, 16:08

    Natürlich ein top Foto!

    BW West hat ja auch keinen einfachen Stand... Es gibt nicht wenige, die es gern genauso fix geschlossen sehen würden wie Walsum. Es lief allerdings auch mit den Anwohnern schonmal besser. Habe einen Kollegen aus Rheinberg, der hat mit Bergschäden immer gelebt, hatte Bergleute in der Familie. Aber langsam wird selbst er zickig, weils spüarbare "Beben" gab und die Entschädigungen auch schonmal besser liefen. Man muss echt aufpassen, dass das nicht eine Entwicklung nimmt wie an der Saar. Ich kann es mittlerweile ganz gut verstehen, dass die Bevölkerung diese starken Beeinträchtigen (die mit den Gegebenheiten am Niederrhein aber natürlich auch nicht vergleichbar sind) dort nicht mehr zu tragen bereit war.

    Habe anlässlich einer Grubenfahrt erfahren, dass man auf Prosper ja auch immer kurz davor steht Kokskohle zu erreichen. Bisher wurde die Qualität nur knapp verpasst. Und dann hat man auf der siebten Sohle ja sowieso die Verbindung in die ehemaligen Lohberg-Felder. Momentan käme man da also noch ran, wenn dies politisch gewollt oder wirtschaftlich machbar wäre Bei allen Schließungen ging man mit den Verbünden und Durschlägen doch in der Vergangenheit immer recht intelligent vor, um die Zugänge zur Kohle so lange wie möglich zu erhalten. Aber so langsam wirds eng, wenn die Politik Ernst macht.

    Wenn man aktuell sieht, wie lange die Politik braucht um die lange bekannten kritischen Entwicklungen rund um den "Biosprit" anzuerkennen und frühere Entscheidungen zu revidieren, reicht die Zeit bis 2018 gar nicht mehr aus, um eventuelle weitere Erkenntnisse rund um Energieversorgung und -preisentwicklung noch umzusetzen. Wenn man einen Pütt einfach so wieder aufmachen könnte, wäre das mit etwas Lehrgeld zu bezahlen. Aber so :-/
  • André Thissen 15. Juni 2008, 13:27

    @Burkhard: Von BW Prosper bekommt die Kokerei Prosper überhaupt keine Kohle, da dort reine Kraftwerkskohle gefördert wird.
    Neben Ost, die zu 100% Kokskohle fördern, zieht auch West Kokskohle zu Tage.
    In den Abbaugebieten im Baufeld Rossenray befindet sich ausschliesslich Kokskohle.
    Deshalb hatte in den 50/60er Jahren Krupp diese Zeche auch abgeteuft.
    Ferner liegen riesige Kokskohlenvorräte im Reservefeld Niederrhein, nordwestlich vom Schacht Hoerstgen.
    Glückauf André
  • ruhrfotograf 15. Juni 2008, 10:54

    Schöne Aussichten im doppelten Sinn.

    Gruß Chris
  • Andreas Beier Fotografie 15. Juni 2008, 6:34

    top seilfahrtfoto !
  • Raoul Brosch 15. Juni 2008, 2:31

    Eine schöne Aufnahme und interessante Infos.
    Scheinbar machen die Politiker den selben Fehler wie in den 90ern mit der ostdeutschen Braunkohle nun noch einmal.

    Damals wurden die Tagebaue und Karbochemischen Werke plattgemacht. Aus heutiger Sicht dürfte Benzin aus Braunkohle (ja das geht und man muß da nach keinen neuen Lösungen suchem, diese Technolige gibt es schon Jahrzehnte) wohl billiger sein, als Benzin aus Öl zu aktuellen Weltmarktpreisen.
    Und nun sucht man wieder nach angeblich neuen Lösungen, die es aber eigentlich schon gab, aber abgewickelt wurden. Verkehrte Welt irgendwie...

    lg Raoul