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Zwischen Liebe und Zorn (1)

Zwischen Liebe und Zorn (1)

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Roland Hartig


Premium (World), Ribnitz-Damgarten

Zwischen Liebe und Zorn (1)

Rostock, 03.02.1990: Der STERN extra, ein Sonderdruck aus Hamburg zur DDR-Wahl im Februar 1990, sorgte für Stimmung in der Hansestadt. Stasi-Leute und SED Altkader zerfledderten die Ausgabe. Unzufriedene und Oppositionelle griffen begierig zu, sie wollten wissen, was die "neuen Parteien", aus journalistischer Sicht recherchiert, wollen.
(Analog fotografiert mit Praktica BX 20, ORWO NP 22)

Renft - Zwischen Liebe Und Zorn [1972 Hard Rock GDR]
https://youtu.be/LOYb2bqU-NU

Zwischen Liebe und Zorn (2)
Zwischen Liebe und Zorn (2)
Roland Hartig
Wahlkampfhilfe vom West-Lkw in Rostock 1990
Wahlkampfhilfe vom West-Lkw in Rostock 1990
Roland Hartig

Kommentare 3

  • Christian*1301 16. Dezember 2020, 17:56

    Roland: Ich bin so froh, dieses Foto zu sehen. Ich habe damals eine ähnliche Situation auf dem Rathausmarkt erlebt, wo sich gefühlt 2000 Menschen, um eine Sonderausgabe des Spiegels zum Mauerfall rangelten.
    Ich schreibe Dir auch gerne warum ich froh bin, dieses Bild zu sehen; wird aber ein langer Text;)
    Also: Ich erzähle meinen Schülern heute immer eine Geschichte, da sie sich verständlicher Weise nicht vorstellen können, welche Bedürfnisse die Menschen in der Wendezeit gehabt haben. Die Eingangsfrage lautet: "Was meint ihr, worum und warum sich die Menschen rangeln?"
    Ich bin damals als 12jähriger auf dem Rathausplatz gewesen, als sich plötzlich sehr viele Menschen um einen LKW versammelten und sich regelrecht an ihn pressten und laut schrien. Neugierig wie ich war, ging ich in die Menge und konnte Zuflucht unter dem LKW finden. Plötzlich öffnete sich die Laderampe und es wurde etwas in die Menge hinausgeschissen. Was kann es gewesen sein? Die Schüler antworten meistens - na klar: Bananen :), was ja nicht sehr abwegig  ist. Nein, sag ich. Es war eine Sonderausgabe des Spiegels zur Wendezeit. Da sind die Schüler erstmal sehr ruhig und begreifen langsam, was ich ihnen vermitteln möchte. Das Bedürfnis nach Information und Aufklärung war damals sehr stark ausgeprägt.

    Die Geschichte geht weiter:
    Vor meine Füße fiel ein Pack mit 50 Ausgaben. Nichtahnend was ich da hatte, stecke ich es in meinen Rucksack und fuhr mit der Straßenbahn nach Dierkow, nach Hause. Als ich es meiner Mutter zeigte, sagt sie nur: "Verkauf die doch!"
    Nagut, also fuhr ich mit der Straßenbahn zurück, stellte mich vor das Kaufhaus "Centrum" an der langen Straße und präsentierte die Zeitschriften. Innerhalb von 5 min habe ich alle für 2 Mark das Stück verkauft. Es war unglaublich, wie schnell sich um mich eine Menschenmenge bildete. Ich erinnere mich, dass ein Mann sagte, dass 2 Mark ja Wucher seien, eine ältere Dame erwiderte anerkennend, dass das die Kaufleute von morgen sind. Es ging alles so schnell, was noch mal verdeutlicht, wie bedeutsam Informationen waren.
    Ende der Geschichte :)
    • Roland Hartig 20. Dezember 2020, 21:16

      Wow, was für eine geile und spannende Geschichte! Glückwunsch! Für den Unterricht ein tolle Erfahrung, um ins Gespräch zu kommen. Das Bedürfnis nach Information ist auch noch immer da, Nur sind die Quellen heute reichlich und nicht immer seriös. Die sieben W-Fragen der Journalisten sind heute im Fake-Zeitalter besonders gefragt: Wer ist beteiligt, Was ist geschehen?, Wo?, Wann?, Wie (Einzelheiten)? Warum? (die schwierigste Frage) und Woher stammt die Information? Aber diese Fragen kennst Du bestimmt. Auch Feuerwehr, Polizei, Wachleute ... sind darauf geschult. Nicht aber die neuen "Querdenker" ;-)
      LG Gruß
  • junimond51 22. März 2020, 14:39

    Ein absolut starkes Foto!
    VG Stefan