Das Tolle an der Fotografie ist ...
Das Tolle an der Fotografie ist ...
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... dass jemand wie ich etwas Schönes schaffen kann!
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Frei nach Elton John („Das Tolle an Rock’n Roll ist, dass jemand wie ich ein Star werden kann“).
Jetzt wird’s sehr persönlich – lacht über mich, aber lieber doch mit mir!
Der 13.04.1986 – das kann ich wohl sagen – hat mein Leben verändert, weil dieser Tag MICH verändert hat. Selbst nach 35 Jahren wirkt er noch nach, denn er hat mich rausgeholt – es hat „klick“ gemacht. Eigentlich war es mehr ein sattes Krachen wie beim Chiro-Praktiker.
Als Schülerin habe ich gut Geld verdient mit putzen und so habe ich einer Nachbars-Freundin eine Konzert-Karte geschenkt für ein Elton-John-Konzert, weil sie ihn damals gerne hörte. Ich dachte, fahre ich mal mit. Ich war neugierig, denn Elton John war damals das absolute Lieblings-Hackhuhn der Presse. Ich erwartete nüscht Gutes – die haben damals kein gutes Haar an ihm gelassen.
Wir fuhren mit ihrem Bruder von Flensburg nach Hamburg (er hatte da auch was zu „erledigen“) und waren viiieeeel zu früh da. Sind noch nen büschen rumgelatscht und haben uns dann durchgefragt zur Alsterdorfer Sporthalle. Auch da waren wir irgendwie viiieeeel zu früh. Irgendwie sind wir durchdiffundiert in die Halle und standen „versehentlich“ in der ersten Reihe.
Was in den folgenden Stunden passierte, war einfach nur großartig und für mich eine völlig neue Dimension. Soundcheck mitbekommen, jemand rief „Hi Davey“. Der Gitarrist rief „Hi“ zurück und winkte. Dann spürte ich einen kräftigen Stoß in die Seite:
„Das ist er!“
„Was? Wie? Wer?“
„Na, Elton John!“
„Wer denn?“
„Der in dem Jogging-Anzug!“
„Bitte was? DER?“
Da saß der Kerl doch glatt im Jogging-Anzug am Steinway und machte den ganzen Soundcheck mit, gab Anweisungen, folgte Anweisungen ... er arbeitete regelrecht, aber lachte auch viel dabei (ebenso die anderen Musiker). 45 Minuten oder mehr ... ich habe nicht so genau auf die Uhr geschaut. DER soll das Arschloch sein, von welchem die Presse immer schrieb? Ja ... aber ... der macht auf mich gerade einen sehr sympathischen Eindruck.
Und dann kam die Explosion: Das Konzert an sich! Irokesen-Perücke, Sternenkostüm, dunkle Brille ... Konzertlautstärke! Und wie! Niemals vorher hatte ich eine solche Lautstärke erlebt (Ich: Landei), aber ich fand’s famos. Verwunderlich, denn ich mag an sich keine Lautstärke. Es hieß immer, er sei ein Schmuse-Barde mit Hang zu schnöden Balladen. Nee ... es ging ab wie Schmitz‘ Katze ... quasi wie bei Luzifer daheim. Schon wieder eine Überraschung. Das Publikum kochte. Der Sicherheitsabstand zur Bühne war gerade mal ein Meter breit. Jemand neben uns wollte schwarze Rosen überreichen ... es reichte nicht ganz. Elton schmiss sich bäuchlings auf den Boden und nahm die Blumen dankend entgegen. Buchstäblich nicht abgehoben, sondern im Gegenteil sehr bodenständig und respektvoll.
Nach über 2 Stunden Konzert wünschte ich mir ... noch mindestens 3! Noch nie in meinem Leben zuvor hatte ich ein solch‘ unbeschwerten, liebevollen und leidenschaftlichen Abend erlebt ... ein Abend gefüllt mit Überraschungen, völlig neuem Leben, Erleben und unglaublicher Kraft.
Und das ist es genau, was ich bis heute in mir trage: Überraschung! Dieser Abend damals hat mir gezeigt, dass auch jemand wie ich großartig in irgendetwas sein kann und dass ich gar nicht die graue Maus bin, für die ich mich immer hielt. Jeder Mensch! Bis dahin wurde mir das nicht vermittelt, nie gezeigt! Es war buchstäblich Elton John höchstpersönlich, der das aus mir rausgeholt hat. Jut, das hat er gewiss nicht vorrangig beabsichtigt, aber so war’s! Und daran denke ich immer, wenn etwas ansteht, von dem ich nicht weiß, ob ich’s kann, oder wenn ich mal zweifele.
Mit oder durch die Fotografie tue ich heute seltsame und anstrengende Dinge und sie sind für mich das Normalste der Welt.
Das Foto entstand in der Nacht/am Morgen des 13.04. und 14.04.2021.
Danke Elton!
nachgeführt | gestapelt | Montage | Panorama
(TRACKED | STACKED | COMPOSITE | PANORAMA)
Kamera:
Canon EOS 500D
Himmel:
ISO 3200 • n=f/4
Panorama • 1 Reihe • 5 x Hochformat • 4 x 210" pro Frame • nachgeführt
f=11mm
Objektiv:
Tokina atx-i 11–16mm 1:2,8
Boden:
(fast gleicher Standort, nach Sonnenaufgang)
ISO 100 • n=f/5,6
Mini-Panorama • 1 Reihe • 3 x Hochformat • 1/500“
f= ca. 50mm
Objektiv:
Sigma ZOOM-MASTER 35–70mm 1:2,8–4 (manuelles Objektiv)
Nachführung:
Omegon Minitrack LX3
Bearbeitung:
MS ICE • Photoshop
Ingo Panse 30. April 2021, 9:52
Eine sehr ansprechende, aufwändige, feine Arbeit von Dir! (Wie immer.)Und deine Gedanken zum Bild sind auch wieder sehr interessant und lesenswert.
Vielen Dank dafür!
VG Ingo
RA.M.style 18. April 2021, 21:33
Feine Arbeit, sieht stark aus!Gruß Ralf.
Diana Lori 17. April 2021, 10:41
Eine tolle Geschichte zum schillernden Star der Musikwelt - passend zum phantastisch, farbenfrohen Nachtfoto!Ich hab mich gerade mal mit 'I'm Still standing" in dein Konzert 1986 zurück versetzt. Mega! Da wäre ich gerne dabei gewesen!!!
https://youtu.be/QHMoeH2xtxI
Liebe Grüße
Diana
Thomas Rieger. 16. April 2021, 23:00
ich fühle mich jetzt richtig in das Konzert hinein versetzt, und auch ich mag Elton John..! ;-)Aber dieses Bild hier mag ich noch mehr, sehr schön mit den Schleierwolken und den rauchenden Kamin schloten, toll!
Gruß Tom
-ansichtssache- 16. April 2021, 20:33
Hallo Claudia,was für ein berührender Text, du hast mich geradezu mitgenommen auf deiner Konzertreise. Ja, du schaffst mit deinen Fotos wirklich großARTiges! Auch dieses ist wieder von einer unglaublichen Faszination. Und ich bewundere deinen ungeheuren Einsatz, ohne den diese Kunstwerke nicht zustande kommen würden. Es ist schon beeindrucken, was du alles auf dich nimmst! Schön, dass du uns an deinen Bildern und den Entstehungsgeschichten teilhaben lässt. Danke!
Liebe Grüße
Danny
Bernhard-M 16. April 2021, 6:56
Gut zu lesen und zu sehen, mal mit viel zu wenig Worten kommentiert.Gruß Bernhard
Sille Homburg 16. April 2021, 6:35
Tolles Foto, toller Text und so viel Wahrheit dadrin! Du hast mich auch mitgenommen! :-) Lg sille